Im Bus erklärt uns Naira sehr anschaulich die geopolitische Situation der Kaukasusregion, und die Ursprünge des Berg-Karabach Konfliktes. Armenien hat heute nur 2 offene Grenzen - mit Iran im Süden und mit Georgien im Norden. Die Grenzen zur Türkei und zu Aserbeidschan sind seit dem Ende der Sowjetunion geschlossen.
Weiterfahrt durch spektakuläre Landschaft entlang der Grenze zu Nachitschevan (Exklave von Aserbajdschan) zum Kloster Chor Virap (4.-17. Jh.). Hier befand sich das Gefängnis der damaligen Hauptstadt Armeniens, Artashat, wo in einem Kerker der Hl. Gregor, der Erleuchter, 14 Jahre lang gefangen gehalten wurde. Khor Virap ist heute ein wichtiger Wallfahrtsort. Das Kloster liegt unmittelbar an der türkischen Grenze und von hier bietet sich ein unvergleichlicher Blick auf den biblischen Berg Ararat. Schon von weitem mit seinen ausgedehnten Schneefeldern sichtbar, erhebt sich aus der weiten Talebene jener Berg, auf dem nach der biblischen Sintflut die Arche Noahs gestrandet sein soll und den die Türken Agri dagi (Schmerzensberg), die Armenier Masis, die Perser Kûh-i Nuh und die Europäer Ararat nennen. Mit einer Höhe von 5165 Metern ist dieser gewaltige Vulkankegel aus Eruptivgestein der höchste Berg der Türkei und für die Armenier zum Greifen nahe und doch unerreichbar. Seit seinem letzten Ausbruch 1840 gilt er als erloschen. Der Berg steht heute als Symbol für die leider immer nur ersehnte und erträumte nationale Einheit und Unabhängigkeit aller Armenier. So hat sich der Ararat vom Gegenstand religiöser Verehrung zu einem national-politischen Objekt gewandelt.
Im Dorf Taperakan besuchen wir die Weinkellerei Tushpa. Essen mit Wein und Brandy Verkostung. Die armenischen Brandys, die auch Winston Churchill gemundet haben sollen, sind berühmt und stehen dem französischen Cognac im Geschmack um nichts nach. Anschließend Weiterfahrt nach Jerewan., wo wir unsere letzten beiden Nächte verbringen werden. Der Kontrast zum ländlichen Armenien der vergangenen Tage könnte nicht größer sein.