Gute Nacht.
Ferdinand Kaineder ist mit 11 Weitgehern unterwegs im Bayrischen Wald.
Einfach fein, mit wunderbaren Menschen den Goldsteig zu erwandern. Steiler Aufstieg, ausgiebige Mittagsrast, Überraschungskaffee mitten im Wald und schöne Müdigkeit am Abend.
Gute Nacht. Ferdinand Kaineder ist mit 11 Weitgehern unterwegs im Bayrischen Wald.
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Den Startpunkt Furth im Wald (Bayrischer Wald) haben wir heute mit dem Zug erreicht.
Ab morgen starten wir unser Gehen und Weltanschauen am Goldsteig Richtung Osten am "Grünen Band". von und mit Ferdinand Kaineder Bei herrlichem Wetter fährt unser Zug gemütlich durch Siebenbürgen. Diese Region hat bis 1918 zum Königreich Ungarn und damit zu k.u.k Österreich gehört. In Alba Iulia erinnern wir uns daran, dass dies die Partnerdiözese von Linz ist und es hier seit der Wende 1989 eine intensive Zusammenarbeit vor allem im sozialen Bereich über die Caritas gibt.
Die Landschaft ist schön, kleine Dörfer und sanftes Hügelland begleiten uns. Der Schlafwagenschaffner serviert Kaffee. Alle miteinander fahren wir sehr zufrieden durch Rumänien. Kurz nach 16 Uhr kommen wir pünktlich in der rumänischen Hauptstadt Bukarest an und werden von unserem bulgarischen Reiseleiter Georgi Palahutev empfangen. Nun geht es mit dem Bus zur nur 60 km entfernten Grenze mit Bulgarien. Wir überqueren die Donau und sind am heutigen Ziel, der schönen Stadt Ruse an der Donau angekommen. In einem schönen Hotel beziehen wir die Zimmer und genießen den Abend. Am 24. Juli machen sich 11 Frauen unter der Leitung von Pastoralamtsdirektorin Gabi Eder-Cakl auf den Weg nach Bulgarien. Es ist eine Frauenreise Vom Haus der Frau in Linz und von der KFB.
Um 17:16 h geht es mit dem Railjet nach Wien und um 19:42 h startet der rumänische Nachtzug Richtung Bukarest. Die Schlafwagenabteile sind geräumig und bequem, manche verfügen sogar über eine Dusche und ein WC. An der ungarisch-rumänischen Grenze geht die zuerst die ungarische Grenzpolizei durch den Zug und dann nach einer kurzen Fahrt wiederholt sich die Prozedur mit den rumänischen Polizisten. Es ist mitten in der Nacht. Rumänien ist zwar bei der EU, aber nicht im Schengenbereich, daher gibt es die Personenkontrolle. Um 8 Uhr starten wir unsere Heimreise. Allerdings machen wir noch einen Stopp beim Markt von Subotica. Hier gibt es riesige Fleischtomaten, reife Marillen und Pfirsiche, natürlich auch Wurst und Käse und und und. Es ist eine Freude hier durchzugehen und sich mit ein paar Köstlichkeiten für daheim einzudecken.
Weiter geht es zur nahen serbisch-ungarischen Grenze, wo wir auf beiden Seiten genau kontrolliert werden, aber unsere Markteinkäufe bleiben unbeanstandet. Obwohl hier nichts los ist und wir der einzige Bus sind, dauert die Abfertigung insgesamt eine ganze Stunde. Wir sehen auch den Grenzzaun, den Ungarn hier errichtet hat. Während der Flüchtlingskrise 2015 war dieser Grenzübergang ein Hotspot und im Niemandsland bildete sich ein illegales Flüchtlingslager von Menschen, die nicht nach Ungarn weiterkonnten, aber auch nicht zurück nach Serbien wollten. Zügig kommen wir voran und ziemlich punktgenau mit der vorgeschriebenen Pausenzeit von Niki machen wir unsere Mittagspause. Der groß angekündigte Autohof entpuppt sich als Container-Restaurant, aber das Essen ist frisch und gut (wenn auch im Wegwerfgeschirr serviert) und die Kellnerin sehr bemüht und freundlich. Bei der nächsten Reise werden wir aber doch eine andere Raststäte wählen. An der österreichischen Grenze werden wir freundlich von einem Soldaten und einem Polizisten begrüßt, die unsere Ausweise (warum eigentlich: das hier ist eine Grenze innerhalb des Schengenraumes) und Impfpässe sehen wollen. Die Abfertigung dauert 5 Minuten und dann sind wir wieder glücklich und gesund und um viele Erlebnisse reicher zurück in der Heimat. Zur Begrüßung ertönt aus dem Lautsprecher "I am from Austria". Nach 10 Tagen in Serbien wird einem wieder viel mehr bewusst, in welch "gelobtem Land" wir leben, in dem die demokratischen Institutionen funktionieren, in dem es Pressefreiheit gibt, in dem das Gesundheits- und Sozialsystem so gut wie in wenigen anderen Ländern ausgebaut ist. Aber das alles ist nicht selbstverständlich und darauf müssen wir uns schauen. Aber sicher nicht durch Abschottung und geschlossene Grenzen, sondern indem wir unsere Werte und unseren Wohlstand teilen mit dem Ziel, dass Grenzen abgebaut werden und Armut verringert wird. Reisen trägt auch dazu bei, dass Grenzem im Kopf abgebaut werden und dass man die Perspektive des anderen versteht. Reisen ist ein Privileg von weltweit wenigen in den reichen Ländern. Wir sollten uns dessen bewusst sein und es als Möglichkeit zur Erweiterung unseres Horizonts nutzen und um über die perversen Ungerechtigkeiten auf diesem Planeten nachzudenken und uns weiter zu entwickeln. Die ersten verlassen uns in Wien, dann in Amstetten und St. Valentin und um 19 Uhr erreichen wir Linz. Am 23. August startet die zweite Gruppe unter der Leitung von Lucia Zeiner. Und im nächsten Jahr setzen wir unsere Reise-Serie an die Ränder der Donaumonarchie fort und zwar weiter am Balkan. Das Programm gibt es im Herbst hier auf dieser Seite. Wir erfahren etwas über die soziale Situation und die Arbeit der Caritas. Zwischen Caritas Subotica und Caritas Linz gibt es eine langjährige Zusammenarbeit. Treffpunkt ist im zukünftigen Social Business der Caritas Subotica, dem Café / Konditorei / Bäckerei Svezda („Stern“). Es soll im September eröffnet werden, hochwertiges Brot herstellen, Arbeitsplätze für benachteiligte Menschen schaffen und Gewinne für die Sozialprojekte der Caritas erwirtschaften. Finanziert wird das Projekt durch die Caritas Oberösterreich, die Caritas Subotica und die österreichische Entwicklungszusammenarbeit.
Dann machen wir einen Abstecher ins nahe Palić, einem alten Kur- und Ferienort am gleichnamigen See. Früher verband sogar eine Straßenbahn die beiden Orte. Es ist schön, durch den 1845 angelegten Park mit altem Baumbestand zu spazieren, vorbei an Villen in Gründerzeitarchitektur. Der natürliche See war früher salzig und mit Heilschlamm gefüllt, durch starke Umweltbelastungen ist er heute zwar schön anzuschauen, man sollte aber darin nicht schwimmen. Unser Begleiter wird uns auch zu diesem wenig erfreulichen Kapitel berichten. Den Abschluss bildet ein Mittagessen im Fischrestaurant. Dann geht es zurück nach Subotica und der restliche Nachmittag wird für eigene Erkundungen in dieser schönen Stadt genutzt. Am Morgen besuchen wir noch die riesige Kirche des Hl. Sava, die schon seit 100 Jahren gebaut wird. Sie beeindruckt uns und zeigt den Anspruch der serbisch orthodoxen Kirche hier im Land.
Anschließend ca. 3-stündige Fahrt Richtung Norden nach Subotica (ung. Szabadka), der letzten Station unserer Reise. Subotica ist die nördlichste Stadt Serbiens und hat ein besonderes Flair. Es dominieren Bauten der Jahrhundertwende im Sezessionsstil und man fühlt sich zurückversetzt in die k.u.k. Zeit. Subotica ist eine Hochburg der Ungarn, knapp 40% der 150.000 EinwohnerInnen sind Ungarn. Wir werden von unserem Stadtführer Attila Novak empfangen und besuchen zuerst die unter UNESCO Schutz stehende Synagoge, die nach jahrelanger Renovierung jetzt in neuem Glanz erstrahlt und uns zum Staunen bringt. Dann geht es durch schöne Platanenalleen zum auch im Stil der ungarischen Sezession erbauten Rathaus mit seinem wunderschönen Plenarsaal. Es war nach Budapest das zweitgrößte Rathaus im Königreich Ungarn. Dann spazieren wir durch die Fußgängerzone und sehen noch einige schöne Bauten des ungarischen Jugendstils wie den Raichel Palast. Alle sind von der Schönheit und vom Flair dieser Stadt beeindruckt und wir können nicht verstehen, dass dieses Juwel bei uns ziemlich unbekannt ist. Im 9 km entfernten Dorf Kelebija treffen wir am Abend Pfarrer Pasko Csaba in seinem Pfarrhaus. Er hat u.a. in Graz studiert und spricht daher perfekt deutsch. Seine großen Leidenschaften sind das Kochen und die Musik. Er ist ein bekannter Fernsehkoch in Ungarn und hat an Kocholympiaden teilgenommen. Außerdem ist er Präsident der Caritas in Subotica. Pfarrer Pasko und sein Team bereiten ungarische und serbische Spezialitäten für uns vor, die wir dann im Pfarrgarten im Rahmen eines Abendessens genießen werden. Dazu gibt es auch den Wein aus der Region und die selbstgebrannten Spezialitäten. Der Abend wird musikalisch umrahmt von einer kroatisch-bunjewazischen Tamburica-Gruppe. Auch heute entspannt sich wieder eine kontroversielle Diskussion, diesmal zum Thema Migration und Integration, Flüchtlinge und Roma. Wir machen am Vormittag eine Bootsfahrt auf der Sava und Donau und sehen Belgrad auch vom Wasser aus. Das sowohl städtebaulich als auch korruptionsmäßig sehr umstrittene riesige Projekt Belgrad Waterfront, das mit arabischen Investoren am Saveufer errichtet ist dabei gut sichtbar. Wir haben davon in den letzten Tagen schon einiges gehört und es ist ein Sinnbild für den Ausverkauf des Landes und die korrupte Elite hier.
Am nördlichen Saveufer direkt gegenüber der Belgrader Festung Kalemegdan liegt Zemun (dt. Semlin, ung. Zimony), das von 1718 bis 1918 zu k.u.k gehörte und heute ein Stadtteil Belgrads ist. Hier war auch ein Quarantänelager für alle, die aus dem Ausland hier inach Österreich-Ungarn einreisen. Wir spazieren durch diesen Ort , der architektonisch so ganz anders ist als Belgrad gegenüber und eher an eine ungarische Kleinstadt oder an das Burgenland erinnert. Markantester Punkt des Viertels ist der Gardoš-Turm auf dem Gipfel des Hügels, der einen weiten Ausblick über Zemun, die Donau und nach Belgrad bietet. Er ist auch unter dem Namen Millenium Turm bekannt und wurde am 20. August 1896 eröffnet. Am Donauufer unterhalb des Gardoš-Hügels gibt es viele Cafés und Restaurants. Hier kehren wir zum Mittagessen ein und danach lädt uns der hiesige Pfarrer noch in seinen Weinkeller auf einen Schnaps ein. Der letzte Programmpunkt heute ist das Treffen mit dem Belgrader Erzbischof Stanislav Hocevar in seiner Residenz, die bis 1918 die Botschaft Österreich-Ungarns hier in Serbien war. Wir erfahren über die Bemühungen im interreligiösen Dialog, die dominierende Stellung der serbisch-orthodoxen Kirche und deren starke Achse zur Regierung und haben schließlich noch eine kontroverse Diskussion über die Stellung der Frau in der Kirche. Wir stellen dabei fest, dass die Weltkirche sehr vielfältig ist und unsere mitteleuropäischen Ansichten zu verschiedenen Themen hier (wie in vielen anderen Teilen der Welt) nicht mehrheitsfähig sind. 1717 erkämpfte Prinz Eugen einen entscheidenden Sieg gegen die Osmanen und für zwei Jahrzehnte war Belgrad dann Teil des Habsburgerreiches, fiel aber dann im Frieden von Belgrad 1739 wieder an die Osmanen (damals wurden Save und Donau als Grenze festgelegt). Mehrmals konnte die Stadt noch kurzfristig von den Habsburgern eingenommen werden. Die letzte große Auseinandersetzung mit den Türken war aber dann der Befreiungskampf der Serben, 1867 verließen die letzten türkischen Soldaten die Stadt. Schon 1835 gab es die erste serbische Verfassung und 1882 wird schließlich das Königreich Serbien proklamiert. Die Save bildete bis zum 1. Weltkrieg die Grenze zwischen Serbien und Österreich-Ungarn.
Heute Vormittag begleitet uns Mag.a Sabine Kroissenbrunner. Sie ist stellvertretende Botschafterin Österreichs hier in Serbien. Mit ihr haben wir den Historiker Dr. Alexander Stojanovic, der zur neueren Geschichte Serbiens forscht. Wir erfahren viel über das multiethnische und multireligiöse Leben hier, das bis zum 2. Weltkrieg sehr ausgeprägt war und seit Beginn der 2000er Jahre sich wieder zu entwickeln beginnt . Wir besuchen die Synagoge von Belgrad, die serbisch orthodoxe Versammlungskirche gleich neben der österreichischen Botschaft, die Moschee und schließlich Kalemegdan mit der Festung, von wo man einen wunderbaren Blick auf den Zusammenfluss von Save und Donau hat. Belgrad mit seinen ca. 2 Millionen Einwohner*innen ist eine lebendige und moderne Metropole und unser Hotel Palace liegt ganz zentral gleich neben der großen Flaniermeile Knez Mihajlova. Nach einem guten Mittagessen im Restaurant Vuk treffen wir am Nachmittag den Journalisten Andrej Ivanji zu einem politischen Hintergrundgespräch. Er ist Herausgeber eines kritischen Wochenmagazins und schreibt auch für deutsche und österreichische Zeitungen (z.B. taz). Die Medien sind in Serbien großteils gleichgeschaltet und die breite Masse der Bevölkerung hat daher nur einseitige und regierungskonforme Informationen. Der amtierende Präsident ist zwar demokratisch gewählt, aber im Parlament gibt es da facto keine Opposition. 2022 wird in Serbien ein Superwahljahr mit Präsidenten-, Parlaments- und Lokalwahlen in der Hauptstadt. Einzig auf lokaler Ebene könnte sich durch eine junge links-grüne Bewegung ein Wechsel stattfinden. Am Abend besuchen wir mit Frau Koissenbrunner und Herrn Stojanivic noch das Gelände des ehemaligen KZ Sajmiste am gegenüberliegenden Saveufer und erfahren über die Greueltaten der Nazis hier in Serbien. Vorbei an Bela Crkva (dt. Weißkirchen), das einst von vielen Donauschwaben bewohnt war, geht es über die Donau nach Zentralserbien (manchmal auch Altserbien genannt). Wir befinden uns hier ca. 100 km flussabwärts von Belgrad bei Stromkilometer 1077. Jetzt sin wir endgültig am Balkan angekommen, auch georgraphisch. Die Straßen sind oft einfach miserabel, für 110 km brauchen wir fast 3 Stunden. Die Ausgrabungsstätte von Viminatium (oder Stari Kostolac) war zwischen dem 1. und 6. Jahrhundert eine wichtige antike Grenzstadt der römischen Provinz Moesia und das Hauptquartier der römischen Legio VII Claudia. Im ehemaligen Stadtgebiet befindet sich auch das Mausoleum des römischen Kaisers Hostilian. Viminatium ist eine der größten und besterhaltenen römischen Städte, daher wird sie auch als „Pompeji Serbiens“ bezeichnet. Viel liegt hier noch unter der Erde und man kann den Archäologen bei der Arbeit zuschauen. Beeindruckend sind die 3 Gräber aus dem 3 Jh., die man von unten besucht, auch eine Therme und schließlich das Mammut, das hier gefunden wurde. Rundherum ist eine riesige Kohlegrube und ein Kohlekraftwerk – das alles wirkt sehr bedrohlich. Hier wird unser Planet geschunden und zerstört, so wie leider Umweltschutz in diesem Land insgesamt kaum eine Rolle zu spielen scheint. Der Wetterbericht hat sich leider getäuscht, die versprochene „Abkühlung“ auf 31 Grad findet nicht statt, zu mittag haben wir wieder heiße 34 Grad. Weiter geht es nach Smederevo, das direkt an der Donau liegt und vor allem für seine Festung bekannt ist. Sie war eine der mächtigsten und am besten erhaltenen Bastionen an der Donau, wurde im Zweiten Weltkrieg schwer mitgenommen und wird seit einigen Jahren renoviert, so dass man jetzt wieder auf mehrere der Türme steigen kann und von dort einen schönen Blick auf die ganze Anlage und die Donau hat. In den türkisch-habsburgischen Kriegen stationierten hier die Österreicher ihre Garnisonen, die Festung fiel aber dann wieder an die Osmanen und erst 1867 wurde sie an das Königreich Serbien zurückgegeben. Jetzt haben wir uns endlich Entspannung und ein gutes Essen verdient. Wir finden es im Restaurant Vinogradi in Grocka, das hoch über der Donau liegt. Hier hat Tito einst Staatsgäste und Künstler zum Essen empfangen. Und uns gefällt es auch sehr gut. Dann geht es in die 60 km entfernte serbische Hauptstadt Belgrad, wo wir für die nächsten drei Nächte das zentral gelegene ****Hotel Palace ganz in der Nähe der bekannten Fußgängerzone Knez Mihajlova beziehen. Ein langer anstrengender Tag klingt aus mit einem Spaziergang durch das pulsierende Belgrader Leben. |
AutorInnenDiverse ReiseleiterInnen oder auch ReiseteilnehmerInnen schildern ihre Eindrücke und Erlebnisse. Archiv
May 2022
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