Heute Vormittag begleitet uns Mag.a Sabine Kroissenbrunner. Sie ist stellvertretende Botschafterin Österreichs hier in Serbien. Mit ihr haben wir den Historiker Dr. Alexander Stojanovic, der zur neueren Geschichte Serbiens forscht. Wir erfahren viel über das multiethnische und multireligiöse Leben hier, das bis zum 2. Weltkrieg sehr ausgeprägt war und seit Beginn der 2000er Jahre sich wieder zu entwickeln beginnt . Wir besuchen die Synagoge von Belgrad, die serbisch orthodoxe Versammlungskirche gleich neben der österreichischen Botschaft, die Moschee und schließlich Kalemegdan mit der Festung, von wo man einen wunderbaren Blick auf den Zusammenfluss von Save und Donau hat. Belgrad mit seinen ca. 2 Millionen Einwohner*innen ist eine lebendige und moderne Metropole und unser Hotel Palace liegt ganz zentral gleich neben der großen Flaniermeile Knez Mihajlova.
Nach einem guten Mittagessen im Restaurant Vuk treffen wir am Nachmittag den Journalisten Andrej Ivanji zu einem politischen Hintergrundgespräch. Er ist Herausgeber eines kritischen Wochenmagazins und schreibt auch für deutsche und österreichische Zeitungen (z.B. taz). Die Medien sind in Serbien großteils gleichgeschaltet und die breite Masse der Bevölkerung hat daher nur einseitige und regierungskonforme Informationen. Der amtierende Präsident ist zwar demokratisch gewählt, aber im Parlament gibt es da facto keine Opposition. 2022 wird in Serbien ein Superwahljahr mit Präsidenten-, Parlaments- und Lokalwahlen in der Hauptstadt. Einzig auf lokaler Ebene könnte sich durch eine junge links-grüne Bewegung ein Wechsel stattfinden.
Am Abend besuchen wir mit Frau Koissenbrunner und Herrn Stojanivic noch das Gelände des ehemaligen KZ Sajmiste am gegenüberliegenden Saveufer und erfahren über die Greueltaten der Nazis hier in Serbien.