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Nächtliche Tierrettungsaktion in Isfahan

11/11/2018

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Nach dem Besuch etlicher Moscheen und Heiligenstätten der Zoroastrier, war es an der Zeit, etwas über eine Religionsminderheit im Iran zu erfahren, die es in diesem Land nicht immer leicht hatte. Die Rede ist vom jüdischen Viertel in Isfahan. Unser Kontaktmann führte uns in ein ehemaliges Privathaus, das in eine Synagoge umfunktioniert wurde. Schon im Vorhof wurden wir nicht nur vom Rabbi, sondern auch von einem kleinen flauschigen Etwas begrüßt, das uns erwartungsvoll und fast schon flehend anmiaute. 
Während nun die einen den Worten des Rabbis lauschten, konnten einige die konstanten Laute der Katze nicht ausblenden. Höchstens 2 Monate alt, schwarz, zitternd, dreckig und mit verklebtem Auge stürzte es sich auf und fast in die Wasserschüssel, die wir ihr reichten und fraß gierig die Karamellbonbons, die wir notdürftig aus unseren Taschen kramten. Für Tierliebhaber wie uns war der Anblick des Häufchen Elends zu viel. Den ganzen restlichen Tag gab Maryam ihr Bestes, um den Transport der Katze zu einer befreundeten Tierretterin zu organisieren. Wie einige anderen im Iran, hat die besagte Frau durch Privatvermögen und Spenden bereits etliche Katzen aufgenommen, um sie medizinisch zu versorgen und an Familien zu vermitteln. Staatliche Tierorganisationen fehlen zur Gänze im Iran, höchstens veranlasst die Regierung sogenannte Säuberungsaktionen, die das Ziel verfolgen, Hunde und Katzen aus Vierteln zu eliminieren (Quelle: https://welttierschutz.org/hunde-im-iran-der-tod-lauert-auf-der-strase-2/).
Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Abholung war jedoch die Garantie, dass Zugang zum Grundstück gewährleistet wurde und genau hier zeigte sich der Rabbi wenig kooperativ. Als Maryam ihm bis zum Abend des folgenden Tages nur die Information entlocken konnte, dass ein Afghane anscheinend permanent auf dem Anwesen wohnen würde, entstanden die erste Pläne für eine Rettungsaktion - mit oder ohne dem Rabbi. Maryam und ihre Freundin Azadeh steckten die Köpfe zusammen, organisierten, telefonierten und nach langem Abwägen der Alternativen planten wir einen Besuch am nächsten Morgen. Eine Box war schnell organisiert und als ich bereits mit einem Fuß in der Dusche war, klopfte es plötzlich um 21.30 Uhr an der Zimmertüre. Maryam stand mit dem Vorschlag vor mir, sofort zur Synagoge zu fahren. Unser Busfahrer hatte ihren Weg gekreuzt und war sofort mit an Bord. Der neue Plan lautete wie folgt: mit dem Taxi zur Synagoge, Betreten des Anwesens via a) Afghane oder b) Räuberleiter, Katze in Box und über Nacht in den Bus, was laut Busfahrer kein Problem war, nachdem in der Vergangenheit anscheinend bereits ein Schaf den Komfort des Busses genutzt hat (diese Geschichte verdient einen eigenen Beitrag) und im Falle der geglückten Mission Transport der Katze zur Frau am Folgetag.
Im Nu waren meine Mutter - mit noch klatschnassen Haaren - und ich angezogen und fanden unsere drei KomplizInnen in der Lobby vor, bereit für alles, was die Nacht noch bringen möge. Dann begann das Abenteuer. Zu siebt mit Box im Taxi fuhren wir Richtung jüdisches Viertel. Dort angekommen, fanden wir ein Labyrinth aus mäßig beleuchteten Gässchen vor, die in der Nacht noch notdürftiger wirkten als am Tag. Da unser Orientierungssinn dem Straßennetz nicht gewachsen war und jede Haustüre gleich aussah, irrten wir eine Weile umher und fragten uns durch. Als wir fast aufgeben wollten, teilten wir uns auf und nach einer Weile kam auf einmal tatsächlich unser Busfahrer um die Ecke, um strahlend zu verkünden, dass sie das Haus nicht nur gefunden, sondern bereits betreten hatten. Freudig gingen wir ihm nach und ein älterer, sehr bescheiden wirkender Mann plus miauender Katze erwarteten uns. Ganz erstaunt über unseren nächtlichen Besuch, aber auch über unsere Sorge um die Katze, erfuhren wir von ihm, dass er tatsächlich auf das Haus aufpasse und die Katze seit einer Weile versorgte. Sehr freundlich erklärte er uns, dass er sein Essen mit ihr teilen würde, redete über ihr verspieltes Wesen und darüber, dass sie ihm beim Schlafen Gesellschaft leisten würde. Trotzdem wünschte er ihr ein besseres Leben und half uns bei unseren Bemühungen, das verschreckte Tier einzufangen. Tatsächlich machte das Tier einen besseren Eindruck als am Tag zuvor - sie miaute zwar noch mitleiderregend laut, aber das Auge war nicht mehr verklebt und sie wich uns flink und geschickt aus. Je länger wir dort waren, desto mehr erzählte der Mann, der bereits einen Kosenamen für die Katze hatte und sichtlich von ihr angetan war. Uns alle beschlich nach und nach das Gefühl, dass es vielleicht das Beste wäre, die Katze bei dem Mann zu lassen und ihn nur durch eine Spende zu unterstützen. Beruhigt und angetan von der Beziehung der beiden machten wir uns schlussendlich mit gutem Gewissen auf den Heimweg.
In Laufe der nächsten Tage sahen wir viele Katzen in der Stadt und im Umland, der Großteil war wohlgenährt und einige Szenen ließen vermuten, dass viele Iraner sich um das Wohl der Tiere sorgen und regelmäßig Futter für sie bereitstellen. Doch wie Azadeh richtig aufwarf: "In einem Land, wo Menschenrechte nicht respektiert werden, erwartet ihr euch Tierrechte?" So Recht sie hat, so schwer ist es für uns diesen stark ausgeprägten Beschützerinstinkt abzuschalten und wir bedanken uns bei Maryam, Azadeh und unserem Busfahrer für die Hilfe und die Erinnerungen an unsere "cat possible mission" im Iran.

von Isabella Birgit Wandschneider
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