Die Anreise verläuft problemlos und um 1:30 Uhr Lokalzeit (0 Uhr in Österreich) landet unser Flugzeug mit allen unseren Koffern an Bord in Schiras und wir betreten iranischen Boden. Unseren Flug werden wir natürlich mit einem Klimaschutzprojekt kompensieren. Und mittlerweile könnte man sogar wieder mit dem Zug durchgehend von Österreich bis in den Iran fahren. Die über mehrere Jahre gesperrte Strecke zwischen dem Vansee in der Osttürkei und der nordiranischen Stadt Tabriz wird jetzt wieder mit einem einmal wöchentlich verkehrenden Zug bedient. Ein neues Projekt von Weltanschauen!
Die Einreise ist problemlos. Das Visum ist seit Neuestem nicht mehr im Pass, sondern auf einem eigenen Zettel und im Pass gibt es daher auch keinen iranischen Stempel mehr. Eigentlich schade, aber dafür bekommt man keine Probleme bei der Einreise in Länder wie USA und Israel. Und dann werden wir gleich Millionäre. Jeder von uns bekommt 12 Millionen Rial im Austausch gegen 100 Euro. Damit kommen wir jetzt einmal eine Weile aus. Mit dem Bus geht es hinein in die Stadt zu unserem Hotel Vakil und um 3 Uhr sind wir alle in unseren Betten und genießen bald den Schlaf.
Am Morgen höre ich nicht den Muezzin rufen, sondern den Regen in den Innenhof prasseln. Doch als wir nach dem Frühstück zur Besichtigung des Orangengartens aufbrechen, zeigt sich schon wieder die Sonne und wir starten zu unserer Tour. Shiraz ist auch die Stadt der Poesie, geprägt von den beiden bedeutenden Dichtern Hafis und Saadi. Der Dichter Hafis ist die Ikone der persischen Dichtung. Aus seinem berühmten „Diwan“ rezitieren auch heutzutage viele IranerInnen auswendig ihre Lieblingsgedichte, umso interessanter, weil die Gedichte des „Diwan“ von Anbetung und Liebe, von Wein und Genuss und den Freuden des Daseins handeln. Auch Goethe hat sich intensiv mit Hafis auseinandergesetzt („West-östlicher Diwan“).
Bei einem Gespräch im Hafis Mausoleum mit einem Experten lernen wir einiges über die mittelalterliche Literatur von Hafis und seinen Einfluss auf Goethe und bekommen von ihm ein paar wunderschöne Gedichte mit viel Gespür rezitiert.
Danach müssen wir unsere Pläne kurzfristig ändern, weil wir erfahren, dass Persepolis an den nächsten 3 Tagen geschlossen sein wird - man hat scheinbar Angst vor Versammlungen am Geburtstag von Kyros und will das dadurch unterbinden. Kyros der Große gilt als Gründer des altpersischen Großreichs und spielte im nationalistischen Kult des letzten Schah von Persien, Mohammed Reza Pahlavi, der 1979 durch die Islamische Revolution gestürzt wurde, eine große Rolle. Die bombastische 2500-Jahr-Feier der iranischen Monarchie 1971 wurde nach dem Todesjahr von Kyros datiert. 2016 demonstrieren am Grabmal von König Kyros II tausende Menschen gegen das islamische System. So fahren wir am Nachmittag noch die 50 km hinaus nach Persepolis um diese grandiose antike Stätte noch bestaunen zu können. Und das mit fachkundigen und auch humorvollen Erklärungen unseres iranischen Guides. Und man glaubt es kaum: es beginnt zu regnen. Mitten in der Wüste. Zur großen Freude der IranerInnen, denn die Dürre plagt das Land seit Jahren und Wasser wird immer kostbarer. Daher freuen wir uns mit ihnen, packen unsere Regensachen aus oder kaufen schnell beim Standl einen Regenschirm um 1 Million und genießen es die riesige Anlage fast nur für uns zu haben. Am Ende klart es auf und es ist sogar noch eine schöne Abendstimmung.
Mit dem Bus geht es wieder eine Stunde zurück in die Stadt und dann genießen wir noch unser erstes iranisches Abendessen in einem traditionellen Restaurant und manche einen wunderbaren Kaffee in einer italienisch-iranischen Cafeteria. Ein intensiver erster Tag geht zu Ende – und morgen geht es in die berühmteste Moschee der Stadt und in den Bazar.