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Reisebericht - Sibirien - 30. August bis 11. September 2010

Wie berichte ich über eine Reise in ein Land das ich bis Reiseantritt eigentlich nur mit Gulag, Kälte, Verbannung, Krieg usw. in Verbindung gebracht hatte und das mir während der Reise gezeigt hat, dass es anders ist als es in meinen Vorstellungen bisher war.

63 Personen machten sich auf die Reise, manche länger – sie fuhren mit der transsibirischen Eisenbahn bereits von Moskau weg. Eine Gruppe flog zu einem späteren Zeitpunkt von Moskau nach Sibirien nach.

Jede der Gruppen besuchte Moskau, den roten Platz, das Jungfrauenkloster, das Kaufhaus Gum, den Nowodewitschij-Friedhof, die Christ-Erlöser-Kathedrale und beobachtete die Wachablöse am Ewigen Feuer. Die Stimmung war – Moskau sieht uns wieder.

Während die Fluggruppe schnell im russischen Leben gelandet ist bzw. landen musste, wurden die 35 Zugfahrer allmählich auf das russische Tempo heruntergebremst. Der Alltag im Zug funktioniert nach seinen eigenen Regeln, die Haltestellen bestimmten die Tagesstruktur. Einkaufen bei den Babuschkas am Bahnsteig, gemeinsames Essen, Tee trinken, Besuche im Nachbarwaggon oder im gemütlichen Speisewagen und … man hat plötzlich etwas im Überfluss: Zeit… zu erzählen, sich mit Mitreisenden auszutauschen, sich mit einem Buch zurückzuziehen, oder mit vereinten Kräften ein kleines Fest auf die Schienen zu stellen. Tenor: Wir könnten bis Peking so weiterfahren! Aber schon nach 3 Nächten und 2 Tagen mussten wir in Krasnojarsk nach etwas mehr als 4.000 km aussteigen.

Die 2. Gruppe musste die gleiche Strecke mit dem Nachtflug nach Krasnojarsk in 4 Stunden bewältigen. Zu 2 Stunden Zeitverschiebung (von Zu Hause nach Moskau) kamen noch weitere 4 dazu. Dementsprechend müde war die 28-köpfige Reisegruppe. Wenig später trafen dann auch die Zugfahrer ein und wir konnten gemeinsam in die Pfarre „Heilige Familie“ fahren wo wir mit Birkensaft empfangen wurden. Beeindruckend war, mit welchem Einsatz eine neue Kirche gebaut wird. Die Vorstellung der Caritas gab uns einen Einblick in die vielfältige Arbeit, die vor Ort geleistet wird, in die Größe des Gebiets und wir können uns jetzt vielleicht vorstellen wie wichtig die Arbeit mit Kindern, Familien, alten Menschen hier ist. Das in der Ausschreibung angekündigte „einfache Mittagessen“ entpuppte sich als wahrhaft deliziöses  Menü. Beeindruckend waren auch die Fahrt und der Besuch im Kindergarten im kleinen Dorf Starzewo, weil wir hier sehr nahe an die Lebensbedingungen der Menschen kamen.

Am nächsten Tag ging es nach einer Stadtführung gemeinsam ca. 1.000 km mit der Transsibirischen Eisenbahn weiter nach Angarsk. Transsib fahren, ein Erlebnis für sich. Ein- und Aussteigen, Platz suchen, sich im Abteil einrichten, die Mitreisenden sehen, heißes Wasser für den Tee aus dem Samowar, an der Station aussteigen und Essen kaufen, das Interesse der Menschen an so vielen AusländerInnen, Monika Mayerhofer (langjährige Leiterin der Caritas Krasnojarsk, gebürtige Deutsche und unsere „lokale“ Reisebegleiterin), die uns erklärt, übersetzt und uns einen Einblick in das Land gibt, endlose Weiten mit Birkenwäldern, sporadisch vorüberziehende Dörfer mit Holzhäusern, Wodka den wir mit den mitreisenden RussInnen genießen, schmale Betten wo es jederzeit möglich ist herauszufallen und das gleichmäßige einschläfernde ratatatata des Zuges. Am Morgen dann eine sehr bestimmt auftretende Zugbegleiterin, die uns rechtzeitig aufweckt.

In Angarsk wurden wir in der Pfarre mit einem leckeren Frühstück empfangen und dann berichteten uns die Schwestern über ihre beeindruckende Arbeit mit den Kindern. Nach dem Besuch der Messe machten wir noch einen kurzen Stopp im Tageszentrum für Straßenkinder - eine Oase inmitten eines heruntergekommenen Viertels – um dann noch das letzte kleine Stück bis Irkutsk zu fahren.

In Irkutsk hatten wir mit einer sehr gut deutsch sprechenden Reiseleiterin eine Stadtführung, der Besuch beim Bischof brachte es mit sich, dass wir eine „wunderbare Fischvermehrung“ erlebten. Alesia ist wohl noch nie von einem Bischof so herzhaft gedrückt worden. Den Tag beschlossen wir mit einem gemeinsamen „Abschiedsessen“ weil am nächsten Tag eine Gruppe auf die Insel Olchon fuhr während die Bildungshungrigen sich nach Kultuk und Listwjanka begaben.

Von der Insel Olchon waren alle 40 Mitreisenden der „Wandergruppe“ begeistert – wundervolle Sonnenuntergänge, einsame Strände am Baikalsee, Plätze zum Erholen, Ausspannen und Kraft schöpfen, die Schamaneninsel, Bäume die Kraft geben, Sternenhimmel und Sternschnuppen…… Dazu noch eine gut geführte Ferienanlage die sogar eine Sauna bot und sich dem sanften Tourismus verschrieben hat.  Einige von uns sprangen sogar in den See – Gerüchte kursieren, dass eine Frau 30 Tempi im nicht sehr warmen Wasser schwamm. Selbst die Wanderung zum wilden Kap Khoboy kam zustande – und alle, die dort das Felsfenster berührten (und es waren nicht wenige), werden einer Legende nach wiederkommen. Vielleicht im Winter, da soll es bei -35 Grad und zugefrorenem See auch sehr schön sein. Die Wandergruppe hätte noch gerne einen weiteren Tag auf der Insel verbracht, doch es half nichts, die Rückreise ins 300 km oder 8 Stunden entfernte Irkutsk in einem geputzten, mit einem neuen Reifen bestückten, aber immer noch echt russischen Bus musste angetreten werden.

Nach einer bewegten Fahrt an die Südspitze des Baikalsees glücklich im malerischen Dorf Kultuk angekommen, wurde die 23-köpfige „Kulturgruppe“ von den herzlichen Gastgeberinnen mit einem gemütlichen Picknick willkommen geheißen. In einem nahe gelegenen Steinbruch eröffnete uns die sibirische Erde ihren Reichtum an Edelsteinen und wir ließen uns im ersten Kontakt mit dem heiligen See verzaubern. Bei der Rückkehr ins gemütliche Quartier erwartete uns schon Omul in allen nur denkbaren Varianten und die geheizte russische Banja mit Birkenzweigen und der befreienden Abkühlung im Baikal. Fast wäre Hüttenstimmung aufgekommen, doch schon zog es uns weiter – vom Marmorbahnhof in Sljudjanka über die historische Baikalbahnstrecke, zahllose Tunnel und beeindruckende Galerien bis zum Ursprung der einzigen Tochter von Vater Baikal, Angara. Es blieb Zeit, auszusteigen, die Sonne bei einem Uferspaziergang zu genießen und die Zugverspätung von mehreren Stunden spielte keine Rolle mehr. Der atemberaubende Blick vom Tscherskij-Stein am nächsten Morgen machte uns den Abschied vom herrlichen Meer nicht leicht, die Ikonen einer verschlafenen Holzkirche luden noch einmal zum Innehalten ein. Durch die so spannenden wie bezaubernden Erzählungen der Reiseleiterin wurden uns die Superlative des Sees auf so vielen Ebenen noch einmal deutlich. Nach einem tiefen Blick in die Augen zweier Baikalrobben machten wir uns noch auf in die russische Architektur- und Alltagsgeschichte – in das von einem Birkenwald gesäumte Freilichtmuseum Talcy – um dann wieder ins Paris des Ostens zurückzukehren, nach Irkutsk.

Neuerliches Zusammentreffen der Großgruppe, ein letzter Austausch der Erlebnisse, ein gemeinsames Abendessen und schon ging es am nächsten und letzten Tag mit dem Flugzeug nach Moskau und später für die einen nach München und die anderen nach Wien und mit dem Bus nach Linz. Nach einer 24 Stunden Rückreise sind wir alle wieder gut und um viele Erfahrungen und Eindrücke reicher zu Hause angekommen.

Fazit:

Die eingangs erwähnten Vorstellungen haben neuen Platz gemacht: freundliche Menschen, Diözesen die 40x größer als Österreich sind, endlose Weiten mit sich verfärbenden Birkenwäldern, große Städte, ein See der ein Meer ist, Enzian und Edelweiß auf den steppenartigen Flächen, Sonnenschein.

Viele positive Eindrücke durch eine gute Reisevorbereitung und Organisation und auch durch die Betreuung von Monika Mayerhofer, Alesia, Barbara, Herbert und Christoph.

Lucia und Barbara, 15.9.2010