WELTANSCHAUEN - einfach reisen zu Land und Leuten
Am Mittwoch trafen wir Ramona Laczko David, die verantwortliche Koordinatorin für das Projekt Timișoara 2023 und sie lässt uns hinter die Kulissen der Kulturhauptstadt blicken. Das Konzept basiert auf drei Säulen: Menschen, Orte und Verbindungen und man will das Budget mehr für Investitionen in soziale, wirtschaftliche und vor allem kulturelle Entwicklung investieren als in Gebäude und Infrastruktur, damit auch nachhaltig etwas bleibt. Ein Besuch ist auf jeden Fall empfehlenswert und es ist ja nicht weit von Österreich. Man kommt auch sehr einfach mit dem Zug hierher, z.B. ab 8:42 von Wien Hbf nach Budapest und dann weiter nach Timisoara. Kostenpunkt: leistbare 70 Euro.
Danach fahren wir hinaus ins Dorf Billed, wo wir das deutsche Forum besuchen und viel über die Geschichte und aktuelle Situation der Banater Schwaben erfahren. Adam und Roswitha Csonti haben im Heimathaus die Geschichte des Dorfes und damit auch exemplarisch der Banater Schwaben aufbereitet, die ab Ende des 17. Jahrhunderts mit den Ulmer Schachteln von den Habsburgern hier angesiedelt wurden um das Land nach der Befreiung von den Osmanen wieder aufzubauen. Auch von ihm hören wir über die unglaubliche Völkervielfalt und das Miteinander der vielen Ethnien hier. Heute gibt es nur mehr wenige Mitglieder der deutschen Volksgruppe. Die Frage nach der Zukunft beantwortet Adam Csonti so: „Die Zukunft ist europäisch“.
Zurück in der Stadt besuchen wir noch die Ausstellung des rumänisch-französischen Surrealisten Victor Bräuner und genießen dann den letzten Abend in der Hauptstadt des Banat.
Ab Donnerstag begleitet uns Stefan Bichler. Er ist Niederösterreicher, lebt und arbeitet aber seit 20 Jahren in Rumänien und ist in seinem Hauptberuf für die Öffentlichkeitsarbeit der evangelischen Kirche in Rumänien verantwortlich. Heute geht es schon um 8 Uhr los und wir fahren hinein ins Banater Bergland bis nach Oravița/Deutsch-Orawitz, einem ehemaligen Zentrum der Kupferhüttung in Ungarn. 1817 wurde hier ein aus Spenden finanziertes Theater errichtet und dem Alten Burgtheater in Wien nachgebaut. Kaiser Franz I. und seine Gattin waren persönlich bei der Eröffnung anwesend. Im Ort besichtigen wir auch das Pharmaziemuseum Knoblauch. Dann beginnt unsere Fahrt auf den Banater Semmering. Die Bahnlinie, die von Oravitz nach Anina/Steierdorf geht, ist die älteste Bahnstrecke auf dem Gebiet Rumäniens, die noch in Betrieb ist. Sie wurde 1863 gebaut, um die in Anina abgebaute Steinkohle an die Donau zu transportieren. Wegen der schönen Landschaft und den 14 Tunneln und 10 Viadukten wurde die 33,4 Kilometer lange Strecke „Banater Semmering“ genannt. Auf der weiteren Fahrt hinunter an die Donau besuchen wir noch die Wassermühlen im Dorf Eftimie Murgu. Am Abend kommen wir in Eșelnița an, das wunderschön am Ufer der Donau an der Engstelle des Eisernen Tores liegt. Gleich gegenüber fast in Reichweite ist Serbien. In der kommunistischen Zeit versuchten hier auch viele Menschen hinüber nach Jugoslawien zu schwimmen und zu fliehen.