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Kulturhauptstadt Temeswar - Teil 3

Am Freitag erwartet uns Traumwetter für unseren Ausflug. Von unseren Zimmern haben wir einen wunderbaren Blick auf den Fluss und genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit der Region. Früher in kommunistischer Zeit war das hier Sperrgebiet – man wollte vermeiden, dass zu viele die Flucht nach Serbien versuchen. Heute entsteht am Donauufer touristische Infrastruktur und es werden leider auch viele Bausünden begangen. Vor allem am Wochenende gibt es hier viele Ausflugsgäste.

Wir werden heute von Cristian begleitet. Er ist Biologe und Wanderführer und arbeitet beim WWF.  Heute steht der Donaudurchbruch im Mittelpunkt unseres Programms. Am Vormittag machen wir eine Bootsfahrt durch diese wunderschöne Landschaft, die Kasanpass genannt wird. Die enste Stelle ist hier nur knapp über 200 m breit. Auf beiden Seiten – in Serbien ebenso wie in Rumänien – ragen steile Felswände empor. Kaum zu glauben, dass wir hier nur 55 Meter über dem Meer sind! In diesem Abschnitt öffnet sich am Donauufer auch die Veterani-Höhle – die weltweit erste Höhle, für die eine Karte erstellt wurde, denn sie wurde von einem österreichischen General als Vorposten gegen die Türken ausgebaut.


Hier an der Donau verlief lange Zeit die Grenze zwischen Österreich-Ungarn und dem osmanischen Reich und hier kam es natürlich immer wieder zu Kampfhandlungen. Ein weiterer Höhepunkt der Bootsfahrt ist die Tabula Traiana, eine römische Inschrift am serbischen Ufer. Beim Kleinen Kasanpass (Cazanele Mici) halten wir kurz an, um den aus dem Fels gehauenen Kopf des Dakerkönigs Decebal zu sehen, eine Erinnerung an die dakisch-römischen Konflikte der Antike. Auf der anderen Seite der Donau beginnt Serbien. Bevor in den 60iger Jahren das große Kraftwerk Eisernes Tor unterhalb gebaut wurde, war diese Strecke sehr gefährlich und konnte nur mit Schiffslotsen befahren werden. Heute ist der Wasserspiegel ca. 30 m höher und die Strömung sehr gering.

Am Nachmittag unternehmen wir eine ungefähr zweistündige Wanderung durch einen wunderschönen alten Eichenwald bis auf das Ciucaru Mare Plateau (318m). Dabei befinden wir uns mitten im Naturreservat Cazanele Mari (Großer Kasanpass) auf einem breiten Plateau, dessen südlicher Rand von einer 250 Meter senkrecht abstürzenden Kalksteinwand gebildet wird. Wir haben großartige Tiefblicke auf die Donau und Cristian erklärt uns die üppige Vegetation. Wir sehen hier viele Orchideen. Der Bus bringt uns zurück in unsere Pension in Eselnita und wir haben noch etwas Freizeit und dann ein Gespräch mit Cristian über die ökologische Situation und Entwicklung in Rumänien.

Am Samstag fahren wir ungefähr sechs Stunden nach Sibiu/Hermannstadt, wo wir am Nachmittag ankommen und unsere Zimmer im zentral gelegenen Hotel „Römischer Kaiser“ beziehen. Sibiu/Hermannstadt wurde 1150 gegründet und praktisch nie zerstört, war lange Hauptstadt Siebenbürgens, 2007 Kulturhauptstadt Europas und ist heute Zentrum einer boomenden modernen Wirtschaftsregion. Klaus Johannis, der langjährige Bürgermeister der Stadt und Angehöriger der deutschen Minderheit, wurde im November 2014 zum Präsidenten Rumäniens gewählt und ist Hoffnungsträger für viele, die eine Veränderung im Land wollen. Wir treffen noch Beatrice Ungar, die Chefredakteurin der deutschsprachigen Hermannstädter Zeitung und Mitglied des Deutschen Forums. Am Abend fahren wir nach Michelsberg (12 km außerhalb von Sibiu). Von der Bergkirche haben wir einen wunderbaren Blick in die noch schnee-bedeckten Gebirgsmassive der Karpaten. Am Hof der Familie Henning essen wir zu Abend und lernen Traditionen und Gerichte der Siebenbürger Sachsen kennen.

     

             


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