WELTANSCHAUEN - einfach reisen zu Land und Leuten
Wie bei so vielen Reisen von Weltanschauen startet auch unsere große Ugandareise am Bahnhof in Linz. Dieses Mal bringt uns der Zug aber nur bis zum Flughafen Wien, von wo wir über Istanbul nach Entebbe fliegen. Nach guten 22 Stunden Reise hat unsere siebenköpfige Reisegruppe – einige zum ersten Mal – afrikanischen Boden unter den Füßen und wir werden von unseren ugandischen Reisebegleiter:innen Labby und Ismael – und von unerwartetem Regen - empfangen.
Nach einem reichlichen Frühstück und einer kurzen Pause in unserem African Roots Guesthouse machen wir uns auf in die nahegelegene Hauptstadt Ugandas: Kampala. Der von der britischen Kolonialherrschaft mitgebrachte Linksverkehr ist nicht das einzig Ungewohnte auf der Fahrt. Vor dem Fenster ziehen kleine Geschäfte vorbei, die ihre Waren draußen verkaufen, Motorroller, sogenannte Boda-Bodas, überholen links und rechts. Je näher wir ins Stadtzentrum kommen, desto dichter wird der Verkehr und die Szenen, die sich vor dem Fenster abspielen, werden immer chaotischer. Und dennoch funktioniert alles und wir fühlen uns sicher. In Kampala haben wir einen Termin mit der Austrian Development Agency (ADA), der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Uganda ist eines der Schwerpunktländer ebendieser und daher gibt es hier auch ein Büro. Die Leiterin, Katja Kerschbaumer, und ihr Stellvertreter, Johannes Frauscher, nehmen sich Zeit, um uns von ihrer Arbeit und der Situation in Uganda zu berichten. Die Schwerpunkte der ADA in Uganda sind „Access to justice for all“ (Unterstützung beim Aufbau eines modernen Rechtsstaates) sowie Zugang zu sauberem Wasser. Außerdem geben sie uns Einblicke in ihr ganz privates Leben in Uganda.
Nach dem informativen Treffen gibt es für uns noch eine Rundfahrt durch Kampala. Alleine bei der Fahrt durch diese lebendige Stadt kommt man aus dem Staunen kaum heraus, überall gibt es etwas zu sehen. Unser Guide zeigt uns das große Parlamentsgebäude der Republik Uganda und das Monument, das zur Feier der Unabhängigkeit 1962 errichtet wurde. Unseren ersten Stopp machen wir in der nationalen Moschee. Sie steht auf einem der ursprünglich sieben Hügel, auf denen Kampala errichtet wurde, und ist die größte in Ostafrika. Bevor wir die Moschee betreten dürfen, werden die Mädels der Gruppe mit Tüchern entsprechend eingekleidet und alle müssen sich die Schuhe ausziehen. Die Moschee wurde mit Hilfe von Libyens Staatsoberhaupt Gadaffi errichtet, 20% der Bevölkerung Ugandas sind muslimisch. Eine Führerin zeigt uns die Moschee und wir erklimmen die 272 Stufen auf das Minarett. Von oben wird klar, wieso wir mit dem Auto ständig bergauf und bergab gefahren sind: die Stadt erstreckt sich auf 23 Hügeln, 5 Millionen Menschen leben in ihr. Und sehr viele von ihnen schlängeln sich auch später am Weg zum Königspalast des alten Königreichs von Buganda, von dem sich auch der heutige Staatsname ableitet, wieder auf Mopeds vorbei an unserem Auto. Der König gehört dem Stamm der Baganda an. Die Stammeszugehörigkeit wird immer vom Vater vererbt, nur die Königslinie von der Mutter. So kommen alle Stämme zum Zug. Auch wenn das Königreich Buganda eigene Ministerien hat, sind das nur kulturelle Institutionen und Uganda ist heute eine Republik, die seit 1986 von Yoweri Museveni regiert wird. Der König der Baganda lebt außerdem nicht mehr im Königspalast, der seit Idi Amin mit dessen Gräueltaten verbunden wird. In seiner Folterkammer am Gelände des Königspalastes wurden während seiner Herrschaft von 1971 bis 1979 zehntausende Menschen grauenvoll ermordet.
Wir verlassen schließlich die hektische Stadt und fahren zurück in unser ruhiges African Roots Guesthouse in Entebbe, wo wir beim Sonnenuntergang zum Abendessen unser erstes wunderbares ugandisches Essen genießen und dann nach ungefähr 36 Stunden endlich in unsere von Moskitonetzen umhüllten Betten fallen. Beim Abendessen treffen wir noch Sharon, die bei der ugandischen NGO Adavance Africa arbeitet, und Ambros von der Caritas Österreich. Mit beiden kommen wir ins Gespräch und morgen Früh wird uns dann ein kleiner Propellerflieger in den abgelegenen Norden Ugandas bringen, wo wir drei Tage in einem kleinen Dorf verbringen werden – wahrscheinlich offline.