WELTANSCHAUEN - einfach reisen zu Land und Leuten
Heute haben wir unseren längsten Reisetag vor uns, deshalb brechen wir noch im Dunkeln auf. Ismail entscheidet sich für einen Shortcut, der sich aber als kleines Abenteuer entpuppt. Es regnet und die Straße wird immer schlammiger, auf einem Hang gerät ein Rad in eine tiefe Rinne: unser Landcruiser-Jeep kommt nicht mehr voran. Wir müssen alle aussteigen und beobachten im Regen wie Ismail mit Müh und Not das Auto herausmanövriert. Er schafft es, doch nun sind sowohl das Auto als auch unsere Schuhe voller Schlamm. Zu unserem Termin bei der Fairtrade-Kooperative BOCU (Bukonzo Organic Farmers Cooperative Union) kommen wir somit ziemlich zu spät und haben nicht viel Zeit, werden aber trotzdem freundlich empfangen. Josinta und ihr Team arbeiten hier mit 300 Kaffeebauern und -bäuerinnen zusammen, die fairen und biologischen Arabica-Kaffee anbauen. Insgesamt werden ca. 20 Tonnen Kaffee produziert. Die grünen Bohnen werden dann nach Europa exportiert und dort weiter verarbeitet. Ein Käufer ist auch die österreichische EZA, die bei uns die Weltläden betreibt. Der „Coffee for Future“ kommt von BOCU und wird hier angebaut. Dieser Kaffee ist gleichzeitig auch ein Umweltschutzprojekt mit dem Klimabündnis – er wird uns in Zukunft noch besser schmecken. Josinta erzählt uns von der Initiative, zeigt uns eine Schälmaschine und das Lager und schließlich kosten wir zu unserem von der Lodge mitgenommenen Frühstück auch den guten Kaffee.
Ein Besuch bei den Bäuer:innen am Fuße des Ruwenzori-Gebirges geht sich leider nicht mehr aus. Dann müssen wir auch schon wieder aufbrechen, denn wir haben noch einen langen Weg vor uns. Auf unserer heutigen Fahrt überqueren wir den Äquator. Ein kleines Schild am Straßenrand zeigt uns, dass es nun soweit ist. Im strömenden Regen steigen wir für einen kurzen Fotostopp aus und schnappen gleich österreichische Wortfetzen auf. Josef Zotter und sein Team posieren vor dem Äquatorschild, sie sind gerade in Uganda und Tanzania unterwegs um ihre Kakaobauern und -bäuerinnen zu besuchen. Wir unterhalten uns kurz, und setzen dann unsere Fahrt (nun auf der Südhalbkugel) fort.
Die Hauptstraße führt durch den Queen Elizabeth Park, neben der Straße steht ein großer Elefant und auf der Straße hat er einen großen Haufen hinterlassen. Das Wetter draußen bleibt den Großteil der Fahrt regnerisch, wir können durch die Wolken aber immer wieder Blicke auf verschiedenen Kraterseen erhaschen. Die Landschaft wird schließlich bergig. Auf den grünen steilen Hängen sind Felder, die Häuser in den Dörfern sind alle richtige Häuser – keine Lehmhütten mehr wie zu Beginn unserer Reise. Wir fahren über mehrere Pässe (der höchste ist 2400 Meter) und sehen auch den Lake Bunyoni, den zweittiefsten See Afrikas und später die drei Vulkane im Grenzgebiet von Uganda, Ruanda und Kongo (der höchste ist 4100 m und wäre eine schöne Bergtour).
Nach 11 Stunden Reise erreichen wir endlich Kisoro und unser nettes Hotel Traveller’s Rest, in dem schon Diane Fossey abgestiegen ist. Es ist wieder eine Oase mit schönem Garten, in der wir herzlich willkommen geheißen werden. Vor dem Abendessen machen wir uns noch auf zu einem Spaziergang und bestaunen das bunte Treiben dieser ganz normalen afrikanischen Kleinstadt. Und wir brauchen heute endlich unsere Westen und Jacken, denn es ist mit 18 Grad richtig kühl hier. Morgen müssen wir dann schon um sechs Uhr losfahren, um uns auf den Weg zu den Berggorillas zu machen. Hoffentlich lassen sich diese bedrohten Tiere auch blicken.