WELTANSCHAUEN - einfach reisen zu Land und Leuten
Heute verlassen wir den Kidepo Valley Nationalpark und machen uns auf nach Gulu. Wir sitzen ungefähr sechs Stunden im Auto, während draußen die Landschaft immer grüner und fruchtbarer wird.
Wie auch die letzten Tage schon kommen wir immer wieder bei militärisch bewachten Straßensperren vorbei, die manchmal nur aus einem langen Ast am Boden oder liegenden Autoreifen bestehen. Das Prozedere ist immer das gleiche: ein etwas gelangweilter Soldat muss extra aufstehen, räumt die Sperre weg, grüßt Ismail freundlich und wir fahren weiter. Heute dürften diese Sperren keine große Bedeutung mehr haben, sind aber ein Relikt aus nicht lange zurückliegenden Zeiten mit Konflikten in der Region. Ab Kitgum gibt es auch zum ersten Mal seit fünf Tagen wieder eine asphaltierte Straße (auf der mit Speedbumps nicht gespart wurde), es gibt sogar Verkehrszeichen und Ortstafeln. Auch sonst sieht man deutlich, dass die Region nicht mehr ganz so arm ist wie Karamoja. Unser Lunchpaket aus der Lodge essen wir unter einem schattigen Baum, denn es ist (mal wieder) ziemlich heiß.
Unser Fahrer Ismail bringt uns schließlich gut ins African Roots Guesthouse nach Gulu, nach einer kurzen Pause in dieser grünen Oase machen wir uns zu Fuß auf in die Stadt. Gulu ist die nach Einwohner:innen zweitgrößte Stadt Ugandas, ist aber dennoch deutlich ruhiger als Kampala. Je mehr wir in die Stadt kommen, desto dichter wird aber auch hier das Treiben, die Straßen sind von Shops gesäumt und man bekommt alles. Es ist eine normale afrikanische Großstadt, kein Vergleich zu den bitterarmen Regionen im Karamojaland wie Kotido. Wir spazieren zum Main Market, einer großen Markthalle, wo auf mehreren Stockwerken Waren aller Art angeboten werden: von Essen bis Kleidung kann man alles kaufen. Auch viele Näher:innen haben ihren Platz – man kann sich hier aus dem erstandenen Stoff gleich etwas schneidern lassen.
Den Rückweg zur Unterkunft wagen einige am Boda-Boda (dem Moped-Taxi) – im Vergleich zu Kampala ist das hier aber harmlos. Wir essen in unserem Guesthouse gemeinsam mit Mitarbeiterinnen der Caritas Österreich / Kärnten, die gerade auf Projektreise sind (und die wir schon zu Beginn unserer Reise am Kijansi Airstrip getroffen haben). Gulu hatte in den 1980er und 90er Jahren starke Sicherheitsprobleme durch die im Norden Ugandas operierende Lord’s Resistance Army (LRA). Die ugandische Armee bekam die Situation unter Kontrolle, seit 2006 sind die Kämpfe eingestellt und die Region um Gulu ist wieder sicher. Der deutsche Sänger Wolfgang Niedecken (BAP) hat sich mit der Situation der ugandischen Kindersoldaten der LRA auseinandergesetzt und das Lied „Noh Gulu“ über sie geschrieben (https://www.bap.de/songtext/noh-gulu/ ). Über die heutige Situation werden wir morgen bei einem Besuch bei der Caritas und einem Treffen mit einer UNO-Mitarbeiterin mehr erfahren.